Bei unserem heutigen Stadtteilspaziergang möchte ich Sie einladen mit uns gemeinsam, beginnend an der Straßenbahnhaltestelle VOEST-Alpine, durch den Spallerhof zu bummeln.
Gleich nach der Haltestelle, Richtung Glimpfingerstraße, steht die neu gebaute Moschee. Sie gehört dem bosnischen Verein „NUR“ und ist 2013 fertig geworden. Auf die Errichtung eines Minaretts wurde verzichtet, eine moderne Kuppel aus Glas und die Verwendung des Natursteins Travertin an der Fassade soll für ein gelungenes Miteinander von Tradition und Modernität stehen.“ (www.afo.at/event.php?item=7539). Das alte Gebäude beherbergte eine Neuapostolische Kirche bevor es 1994 von der islamischen Religionsgemeinde übernommen wurde.
Gleich neben der Moschee befindet sich in der Kremplstraße 4 ein so genannter Königssaal der Zeugen Jehovas. Und wer sich für sakrale Bauten interessiert, könnte auch noch einen Umweg über die Spaunstraße 83 machen und sich das Gebäude der Mormonen ansehen.
Unser Weg geht heute aber die Glimpfingerstraße hinauf. Auf der rechten Seite sind die Berufsschulgebäude der Elektriker, Installateure, Spengler und Dachdecker aber auch z.B. Zuckerbäcker. Links befinden sich Eigentumswohnungen, die in den 1980iger Jahren von der WAG errichtet wurden..
Wenn wir nun rechts Richtung Seniorenzentrum Muldenstraße abbiegen, finden wir im Hof das älteste Gebäude des Seniorenzentrums. Dieses wurde 1885 errichtet und diente als Ersatz für das seit 1849 bestehende Altenasyl im Posthof. Der Gemeinderat fasste damals den Beschluss, ein Versorgungshaus für alte Menschen zu errichten. Da die Geldmittel fehlten, entschloss sich 1889 die Allgemeine Sparkasse das Niederspallergut zu erwerben und hier ein Versorgungshaus zu errichten. Hermann Krackowizer gewann den Architektenwettbewerb. 1912 wurde ein Zusatztrakt durch das Stadtbauamt errichtet (www.linz.at). Und für Geschichteliebhaber – das Oberspallergut stand an der Stelle der heutigen Pfarre St. Peter.
Nun wenden wir uns aber wieder der Glimpfingerstraße zu und gehen noch ein Stückchen weiter bergauf. Rechts findet man den Basar – ein Beschäftigungsprojekt für Menschen, die nur schwer in den Arbeitsprozess eingliederbar sind. Gleichzeitig ist die Verkaufsstelle auch eine gute Möglichkeit mit wenig Geld Kleidung oder Möbel günstig zu erstehen oder gut erhaltene Kleidung und Möbel abzugeben, Gutes zu tun und zuhause Platz zu schaffen.
Auf der linken Seite sehen wir dann die evangelische Kirche. Die erste Chirstuskirche der evangelischen Pfarrgemeinde Linz-Süd wurde 1953 nach einem Entwurf von Architekt Alfred Berghofer geplant und war als schmuckloser Bau nach Südwesten ausgerichtet. Die Kirche begann sich zu senken, weil man übersehen hatte, dass sich unter dem Grundstück ein Stollen aus der NS-Zeit befand. 1972 musste sie deshalb abgerissen werden. Am Vorplatz der heutigen Kirche erinnern die drei Glocken an dieses Ereignis (www.linz.at).
Kurz vor dem Torbogen in der Glimpfingerstraße sieht man rechter Hand die alten VOEST-Garagen. Diese wurden nach dem Krieg errichtet und gehörten den amerikanischen Besatzungssoldaten. Hier hatten diese Jeep’s untergestellt und die integrierte Wohnung gehörte dem Wagenmeister. Die Offiziere wohnten übrigens in der Spallerhofstraße 1-9, zu den Wohnungen gehört heute teilweise noch das „Fahrerzimmer“ in der Mansarde mit eigener Toilette dazu.
Wenn wir dann durch den Torbogen gehen finden wir links, direkt im Frühstückshotel den „Geschichteclub Stahl“. Hier werden penibelst genau alle Daten, Fakten und Unterlagen sowie Erinnerungsgegenstände der VOEST gesammelt. Im Keller befinden sich zwei Dauerausstellungen, die Montag bis Mittwoch in der Zeit von 9.00 – 12.00 Uhr besichtigt werden können (http://www.geschichteclubstahl.at). Aus eigener Erfahrung wissen wir aber, dass die Mitglieder des Geschichteclubs liebend gerne und mit gerechtfertigtem Stolz auch zu anderen Zeiten ihre Schätze zeigen.
Rechts, hinter der großen Wiese, findet jeden Freitag von 13.00 bis ca. 16.30 Uhr ein Bauernmarkt statt. Von den zahlreichen Geschäften, wie dem Konsum oder der Fleischerei Hauser und der Drogerie ist nur mehr die Trafik übrig geblieben. Dafür werden jene nicht mehr ganz jungen SpallerhoferInnen nun im Club Activ von Montag bis Donnerstag jeden Nachmittag liebevoll versorgt. Hier wird geplaudert, Kaffee getrunken, Karten gespielt und manchmal auch Joga gemacht, Englisch gelernt oder das Gedächtnis trainiert.
Richtig spannend wird es aber dann noch ein kleines Stückchen weiter und dann links durch den Torbogen im Innenhof des Gebäudes Glimpfingerstraße 69. Hier befindet sich nicht nur die erste Tiefgarage vom Spallerhof. Diese wurde am 1.1.1996 der Bevölkerung übergeben. Wenn man mitten im Hof steht, sieht man diese zwischen all den grünen Bäumen und Sträuchern eigentlich gar nicht. Ein Stückchen weiter im Hof auf der linken Seite sieht man mitten in der Wiese einen Zaun mit der Aufschrift „Betreten verboten“. Dieser Zaun wurde vor 20 – 30 Jahren aufgestellt, da der darunterliegende Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg einzustürzen drohte. Passiert ist nie etwas – weder hat das Erdreich nachgegeben noch wurde der Bunker, wie in den anderen Höfen, zugeschüttet. Nachdem auch ein wunderschöner Kinderspielplatz im Hof ist, kann man darüber philosophieren, für wie viele Kinder in all diesen Jahren das Verbotsschild eine magische Anziehungskraft hatte.
Zurück auf der Glimpfingerstraße vor dem Frühstückhotel, können all diejenigen, die schon müde sind am Bankerl auf den Stadtteilbus warten und zurück zur Turmstraße fahren. Die anderen können auch noch den Rest der Glimpfingerstraße kennen lernen. Bitte achten Sie auf der linken Seite auf die Reste der Mostbirnbaumallee. Diese half, wie auch die zahlreichen Gärten in den Innenhöfen in der Nachkriegszeit die Versorgung der Bevölkerung zu verbessern.
Und das nächste Mal gehen wir über die Kirche St. Peter und die Spallerhofschule zur Muldenstraße und dem in den 1960iger Jahren errichteten Wankmüllerhofviertel.