Nachdem ich die letzten 40 Jahre, also eigentlich mein ganzes Leben am Spallerhof verbracht habe, habe ich das Einkaufszentrum Muldenstraße noch in seiner Blüte erlebt.
Eine kleine Shoppingmeile – flankiert von zwei Lebensmittelgeschäften, dem Meinl im Norden und dem Spar im Süden. Dazwischen gab es Friseure, ein Knopfgeschäft, einen Schuster, eine Hutmacherin, die Fa. Derflinger wie auch eine Eibl Schuhfiliale, eine Boutique, eine Apotheke, ein Schmuckgeschäft, ein Elektrogeschäft, eine Sportgeschäft und natürlich den Niccolai.
Letzterer war Frequenzbringer für gehobene Kundschaft. Egal ob WAG oder VOEST Vorstand, Politiker oder hohe Beamte, sie alle hielten ihre Geschäftsessen beim Niccolai ab. In einer Vitrine war frischer Fisch und Meeresfrüchte gelagert, für uns „Normalbürger“ unerschwinglich – aber interessant anzusehen. Aber an manchen Feiertage gab es eine Pizza „Diavolo“, der Gipfel an Modernität und Luxus.
Kurz es gab beinahe nichts, was man hier nicht kaufen konnte. Ob reich oder arm, jeder nutzte und genoss diese Einkaufsmöglichkeit.
Irgendwann in den 80iger oder 90iger Jahren des letzten Jahrtausends ging es dann aber rasant bergab. Wann es eigentlich begann, ich kann es nicht sagen. Der Meinl verschwand, das Knopfgeschäft gab auf, die Boutique übersiedelte, die Hutmacherin schloss ihren Laden usw.
Lediglich „der Binder“ – unser Sportgeschäft, das uns die ersten Schi und unser erstes Fahrrad verkaufte und der Spar – seit Jahrzehnten von Herrn Häfner geleitet blieben. Das Elektrogeschäft – unter neuer Leitung – aber dennoch immerhin noch vorhanden, ebenso wie eine Fleischerei und eine Bäckerei. Ansonsten – Büros, Handyläden und leere Geschäftsflächen.
Aber – woran liegt es nun?
Jeder schimpft – es gäbe keine Geschäfte mehr und schuld sei nur – entweder die Unternehmer, die ja nie genug kriegen können oder die WAG, die nichts tut – oder zu viel tut – auf jeden Fall sind die anderen schuld!
Und wenn wir dann schnell noch etwas vergessen haben, uns schnell etwas fehlt, bekommen wir es im Einkaufszentrum nicht mehr. Also gehen wir nicht hin. Somit verkaufen die Geschäftsleute aber auch wieder weniger – sie schließen ihre Läden – wir bekommen nichts mehr, gehen nicht hin usw.
Es zeigt sich also, dass hier ein sich immer schneller drehende Spirale nach unten in Gang gesetzt wurde.
Nur wer kann es ändern? Sicherlich der Vermieter, also die WAG. Nur die überlegen und tun im Moment ohnehin alles um das Einkaufszentrum zu beleben. Und seien wir uns ehrlich, in erster Linie liegt es an uns zu entscheiden, wo wir einkaufen gehen!
Also denken Sie daran, Ihre täglichen Einkäufe aber auch die Geschenke für Ihre Lieben hier beim Kaufmann um`s Eck zu kaufen, davon lebt dieser. Und solange es die Geschäfte im EKZ Muldenstraße gibt, so lange ist die Lebensqualität am Spallerhof in Ordnung. Denn bitte bedenken Sie, nicht alle haben ein Auto und können in die Stadt oder die großen Einkaufszentren fahren.
Und selbst für jene ist es bequem nicht ins Auto steigen und in der Stadt einen Parkplatz suchen zu müssen, wenn man einen Fernseher, Schi kaufen will und vieles mehr braucht.
Und vor allem die persönlichen Beziehungen kommen im EKZ nicht zu kurz – jeder kennt jeder, mit der Uschi im Bastelladen über die neuersten Basteltrends oder dem Herrn Pilshofer vom Fleischer über Rezepte zu plaudern macht Spaß und man fühlt sich einfach wohl.
Helfen wir zusammen, damit dieses Einkaufszentrum erhalten bleibt.
Es liegt an Ihnen meine Damen und Herren – gehen Sie doch einmal weniger oft in ein Großkaufhaus – kaufen Sie Ihen täglichen Bedarf beim Greißler um`s Eck, damit es diesen noch sehr lange gibt.
Und wenn sie etwas über ein Unternehmen im Einkaufszentrum erzählen wollen oder über das EKZ allgemein Informationen haben, wir bieten Ihnen gerne die Plattform zur Veröffentlichung – solange es unseren Grundsätzen nicht widerspricht.
Rufen Sie mich an – schicken Sie mir ein Mail Regina Traunmüller – Tel 0699 81 78 59 72 oder traunmueller(at)surfeu.at