Heute möchten wir Sie zum zweiten Teil unseres Spallerhofrundgangs einladen. Dieses Mal würde ich vorschlagen, mit der Linie 25 bis zur Haltestelle Eisenwerkstraße zu fahren.
Diese Linie war in meiner Kindheit nur unter dem Namen voest-Bus bekannt. Nachdem in nahezu jeder Spallerhofer Familie mindestens ein Familienmitglied in der voest gearbeitet hat, habe wir alle genau gewusst, wenn die Busse kommen. Um 20 Uhr ist der letzte reguläre Bus gefahren, danach hat es gegen 22 Uhr noch den Bus für die „Schichtler“ gegeben.
Direkt gegenüber der Haltestelle sieht man sehr gut das Seniorenzentrum Muldenstraße und die Baustelle der Häuser des betreubaren Wohnens. Daneben liegt, hinter der großen Wiese, die seit 2014 für das Projekt „Gemeinsam Gartl’n“ genutzt wird, das Gebäude des BBRZ. Dieses wurde 1941 für die Generaldirektion der WAG errichtet und gleich anschließend von der voest als Generaldirektion genutzt.
Die Fassade des Wohnhauses daneben zeigt ein Bild, das das Zusammenwirken VÖEST und WAG symbolisiert: einen Hochofenarbeiter und einen Stahlgießer, der den WAG-Schriftzug aus Stahl gießt.
Hinter der Haltestelle sieht man einen kleinen Park, den wir uns gerne näher anschauen. Das Gebäude, welches den Park nach Westen hin begrenzt und vergangenes Jahr neu saniert wurde hat eine stolze Vergangenheit. Im untersten Geschoß war das voest-Casino untergebracht.
Mitten im Park ist ein kleiner Teich, in dem es einige Fische gibt. Diese werden immer von ein paar älteren Herren hingebungsvoll gefüttert. Also nicht wundern, wenn Leute Nahrungsmittel in den Teich werfen, sie tun es der Fische wegen. Wenn wir quer durch den Park die Stiegen hinauf gehen, sind wir in der Eisenwerkstraße.
Schon der Name der 1951 gebauten Straße zeigt die enge Verbundenheit des Stadtteils mit dem Stahlwerk. Die ebenfalls in den 1950iger errichteten Gebäude parallel zur Straße werden von der Eigenheim-Genossenschaft verwaltet und sind Eigentumswohnungen. Links mit knapp 50 m², jene auf der rechten Straßenseite sind teilweise sehr groß. Alle haben sie aber voest-Mitarbeitern gehört und viele sind in den letzten Jahren verkauft worden.
Im unteren Bild (entnommen aus dem historischen Jahrbuch der Stadt Linz 1986, Helmuth Lackner, Von der Garten- zur Barackenstadt und umgekehrt) sieht man im oberen Bereich die Häuser der Eisenwerkstraße, parallel dazu die Ein- oder Zweifamilienhäuser des Eigenheimwegs und das Lerchenfeld, mit Zweifamilienhäusern, Wohnhäusern und Reihenhäusern. An dieser Verbauung hat sich bis heute nichts geändert.
Gut erkennbar sind aber auch die weitflächigen Areale der einstigen Barackenlager. Hier waren vor allem Sudetendeutsche untergebracht.
In Erinnerung daran steht am obersten Ende der Einsteinstraße, wir werden später noch daran vorbei gehen, ein aus Granitquadern errichtetes, rundbogiges Marterl, das mit einem Eisengitter verschlossen ist und eine Lourdes-Madonna birgt. Es befand sich ursprünglich beim Eingang des Barackenlages 65 und wurde von den Donauschwaben errichtet.
Im Haus rechts neben der Beschriftung Lager 51 befand sich noch vor einigen Jahren ein bei allen SpallerhoferInnen bekanntes Gasthaus. Beim „Schinko“ haben sich Generationen von Schülerinnen und Schülern der nahen Spallerhofschule in der Pause Süßigkeiten oder aber auch einzelne Zigaretten gekauft.
Wir gehen aber am Ende der Eisenwerkstraße nach links. Auf der rechten Seite befindet sich eine der neuersten Siedlungen des Spallerhofs, Eigentumswohnungen aus den 1990igern.
Wenn wir nun einfach gerade aus weiter gehen, kommen wir in die Kopernikusstraße und sind mitten in der „WAG-Stadt“. Nach dem Abriss der Barackenlager begann man Anfang der 1960iger im damaligen Stadtteil Niedernhart mit der Bautätigkeit. Die Häuser auf der rechten Seite stammen aus dieser Zeit, die höheren Häuser links wurden später ergänzt. 1967 wurde dann auch das Einkaufszentrum Muldenstraße errichtet. Dieses befindet sich auf der linken Seite, direkt hinter dem Hochhaus.
Vor dem Zentrum steht ostseitig eine knieende Frau.
Am anderen Ende der Einsteinstraße sieht man gut auf das Haus Muldenstraße 31. Darauf befindet sich ein, über sieben Sockwerke reichendes, Fresko, das, nach der rechts aufgemalten Devise Friedrich Schillers die vier Elemente darstellen sollen: “VIER ELEMENTE INNIG GESELLT BILDEN DAS LEBEN BAUEN DIE WELT”.
Früher gab es weiter oben in der Muldenstraße auch noch die mit den vier Kontinenten bemalten Häuser. Alle fünf Fresken zu erhalten war bei der thermischen Sanierung dann aber zu teuer und so wurde nur jenes auf dem Haus Nr. 31 erhalten.
Wer jetzt schon eine kurze Pause braucht kann im Zentrum Muldenstraße jederzeit einen hervorragenden Illy-Cafe (Cafe Kristy) trinken oder sich ein Tüteneis beim neuen Italiener (La Ruffa) gönnen. Auch nach der Sanierung steht mitten im Zentrum der Jubiläumsbrunnen, ein bronzenes Wassertor, das sich drei Meter hoch erhebt.
Wenn man das Zentrum zwischen Spar und Friseurgeschäft verlässt, kommt man auf einen Gehweg, mitten durch die Siedlung. Dieser führt geradeaus zu einem kleinen Park mit einem großen, fast ebenerdigen Brunnen. In der Mitte schießt im Sommer eine meterhohe Fontäne in den Himmel hinauf. Vor vielen Jahren, sind im Sommer immer die Kinder hineingelaufen und dann auf den algenbewachsenen Betongrund ausgerutscht und klatschnass nach Hause gekommen. Ob die heutigen Kinder das auch so machen entzieht sich unserer Kenntnis.
Die Kopernikusstraße mündet dann wieder in die Muldenstraße. Gegenüber sieht man die Spallerhofschule. Sowohl Volks- als auch Hauptschule wurden im Jahr 1941 vom Architekten Herbert Rimpl errichtet.
Wir überqueren die Muldenstraße und gehen die schmale Tungassingerstraße, die in diesem Bereich durch eine Schranken verkehrsbefreit ist, ein Stückchen hinauf.
Rechts befindet sich der Haupteingang der Spallerhofschule. Wenn diese offen ist, lohnt sich ein Blick in den Innenbereich. Der Haupteingang ist konglomeratgeschmückt, innen sind Säulen, Treppengeländer und Türbögen aus Kunstmarmor. Über dem Korbbogenportal steht die Aufschrift ‚Schule Spallerhof’. In der Eingangshalle findet man die Brunnenplastik ‚Hahn’ von Hedwig Schraml, 1955 in einer runden Marmorschale.
Nun kann man auch noch einen Abstecher zur Spallerhofkirche machen. Diese wurde 1963 erbaut. Die heutige Pfarre St. Peter geht auf die Pfarre St. Peter/Zizlau zurück. 1939 musste diese dem Bau der Hermann-Göring-Werke weichen.
In einem alten Bauernhof im Stadtteil Spallerhof wurde 1958 eine Notkirche eingerichtet und 1960 die Pfarre Linz- St. Peter zur Nachfolgepfarre von St. Peter/Zizlau ernannt. Seit dem Jahr 2000 ist Pfarrer Franz Zeiger hier der Hausherr. Viele Dinge sind seither passiert, vieles hat sich geändert. Zu Fronleichnam gibt es wieder eine Prozession, der Maibaum der SPÖ Spallerhof wird jedes Jahr geweiht, am Faschingssonntag haben die Narren auch in der Kirche das Sagen, im Oktober wird die Kirche von Tieren bevölkert, im Jänner feiert man gemeinsam mit der Spö das Gschnas „Don Camillo und Peppone“. Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen – das Wichtigst ist aber, dass in unserem Stadtteil die Kirche lebt und sich den Herausforderungen des 21. Jahrhundert stellt. Dies zeigt sich auch im Gebäude gegenüber der Kirche. Hier gibt es eine, im Stadtgebiet einmalige Zusammenarbeit der Stadt Linz und der Kirche. Im Erdgeschoß ist der Kindergarten der Caritas beheimatet, im ersten Stock die Krabbelstube der Stadt Linz. Das Gebäude ist neu und sehr hell.
Nach der Besichtigung der Kirche würden wir aber eine kleine Stärkung vorschlagen. Wenn Sie nun wieder zurück zur Muldenstraße gehen, liegt rechts das „Muldenstüberl“. Wenn Sie gerade um die Mittagezeit ankommen, erhalten Sie hier ein hervorragendes Mittagsmenü. Im Sommer lohnt ein Besuch im Gastgarten mit ein paar Gespritzen oder Seiterl Bier aber immer.